Imam Yaḥyā Ḥamīd ad-Dīn und die Juden in Sana’a (1904-1948): Die Dimension von Schutz (Dhimma) in den Dokumenten der Sammlung des Rabbi Sālim b. Saʿīd al-Ǧamal

Abstract:

Die Dimen­sion von Schutz (Dhimma) in den Doku­menten der Samm­lung des Rabbi Salim b. Said al-Jamal »Unter wessen Verant­wort­lich­keit steht denn meine Inhaf­tie­rung, oh mein Schutz­herr? Es gibt niemanden, der über mich wacht außer Gott und dem Imam.« Dies schreibt der jemeni­ti­sche Rabbiner Salim Said al-Jamal, bekannt auch als Rabbi Gamliel (1907-2001), im Februar 1931 an den König des Jemen und Ober­haupt des fünfer­schii­ti­schen Islams, Imam Yahya Hamid ad-Din (1869-1948).Im Jemen lebten Juden als Schutz­be­foh­lene (Dhimmis) unter der Herr­schaft des zaidi­ti­schen Imamats, bis die Mehr­heit von ihnen 1948 auf einem »Magic Carpet« nach Israel emigrierte.Wie aber sah dieses grund­sätz­lich ambi­va­lente und sehr unter­schied­lich gehand­habte Schutz­ver­hältnis im konk­reten Fall des Jemen aus? Wie funk­tio­nierte es in der Praxis und wie wiegen sich Schutz und Sicher­heit gegen­über Unter­ord­nung und Diskri­mi­nie­rung im Verhältnis zwischen Imam Yahya und den Juden in Sanaa auf? Unter dieser Frage­stel­lung analy­siert Kerstin Hüne­feld drei ausge­wählte Fall­bei­spiele der Quel­len­samm­lung al-Jamals.Mit diesem Buch liegt erst­mals eine wissen­schaft­liche Aufar­bei­tung der in arabi­scher Hand­schrift verfassten Doku­mente vor. Die Autorin gewinnt dabei nicht nur inter­es­sante Erkennt­nisse zum Schutz­ver­hältnis, sondern zieht auch weiter­füh­r­ende Schlüsse auf Imam Yahyas Selbst­ver­ständnis als zaidi­ti­scher Imam und seine Art der Regie­rungs­füh­rung. Über­zeu­gend sind dabei sowohl die fakti­sche Dichte der Darstel­lung wie auch die analy­ti­sche Einord­nung verschie­dener Narra­tive, Ereig­nisse und Hand­lungs­weisen sowie die kriti­sche Ausein­an­der­set­zung mit der Quel­len­samm­lung und der Person al-Jamals. The book brings an important aspect of Imam Yahya’s reign into living focus. The topic has not only kindled much discus­sion and contro­versy in scho­larly circles, but has a bearing on wider contem­porary issues and social and political attitudes. (Werner Daum, Bulletin of the Society for Arabien Studies 16, 2011)